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Daleminzier
Als Daleminzier werden in den Quellen des (ost)-fränkischen
Reiches vom 8. bis 10. Jahrhundert an der Elbe lebende Slawen
bezeichnet.
Das pagus (Gau) Daleminze genannte Siedlungsgebiet umfaßte
das Meißener Land und die Lommatzscher Pflege zwischen der
Elbe und dem Raum um Döbeln und Mügeln, reichte aber auch
auf die östliche Elbeseite ins Großenhainer Land herüber.
Dabei wurde offensichtlich der historische Name "Dalmatien" auf
diese slawische Gruppe bzw. Region übertragen. Sie selbst
nannten sich Glomaci nach dem zentralen Heiligtum Glomuci, einem
seit 1845
verlandeten Quellteich bei Lommatzsch bzw. Paltzschen.
Erstmals werden die Daleminzier anläßlich eines Kriegszugs
805 gegen die Burg Canburg in Böhmen erwähnt, der den Sohn
Karls des Großen, Karl der Jüngere (+ 811), durch das
Werinofeld/Warnenfeld (Hwerenofelda) und das Gebiet "Demelchion" führte.
Hier kämpfte er gegen deren König Semela und besiegte diesen
(Et ibi pugnaverunt contra regem eorum nomine Semela, et vicerunt
eum). In der Beschreibung des Bayrischen Geographen aus der Mitte
des 9. Jahrhunderts werden die Daleminzier (Talaminzi) als östliche
Nachbarn der Sorben bezeichnet, die Zahl ihrer civitates - Siedlungseinheiten,
Gefilde, wohl schon mit einer zentralen Burganlage - wird mit
14 angegeben.
Im August 856 zog König Ludwig II. mit seinem Heer zunächst
durch das Land der Sorben, deren Herzöge zu ihm stießen,
und überwand anschließend in einer Schlacht die Daleminzier
(Dalmatas), die ihm Geiseln stellen und Tribut zahlen mußten,
um von dort aus durch das Land der Böhmen zu ziehen. 880 versuchten
die Daleminzier (Dalmatii) zusammen mit den Böhmen, Sorben und übrigen
Nachbarn nach einer Niederlage der Sachsen durch die Normannen in
Thüringen einzufallen und "suchten die den Thüringern
ergebenen Slawen an der Saale mit Raub und Brand heim". Sie
konnten jedoch von Poppo, dem Herzog der Sorbischen Mark zurückgeschlagen
werden.
Nach weiteren Kriegen mit Konrad I. zog Heinrich I. um 908 gegen
die Daleminzier ins Feld, die gegen ihn die Magyaren (Ungarn)
zur Hilfe holten. Endgültig unterworfen und ins Reich eingegliedert
wurden die Daleminzier erst 928/29 nach der Zerstörung ihrer
Hauptburg Gana, die inzwischen bei Hof-Stauchitz an dem kleinen Fluss
Jahna sicher lokalisiert werden konnte. Zur Sicherung des neu gewonnenen
Gebietes gründete Heinrich die Burg Meißen.
Erstmals in den 70er Jahren des 10. Jahrhunderts wird zusammen
mit Daleminzien auch der Gau (pagus) Nisan erwähnt, womit
der ebenfalls von Slawen besiedelte Dresdner Elbkessel zwischen
Gauernitz und Pirna
bezeichnet wurde.
Entnommen: von http://www.adlexicon.de
Literatur
Arne Schmid-Hecklau, Archäologische Studien zu den Kontakten
zwischen dem Markengebiet und Böhmen im 10. und 11. Jahrhundert.
Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege
45, 2003, 231-261.
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