Online-Chronik der Stadt Mügeln
 
 

Von den Anfängen


Am 22. Juni 1873 versammelten sich ca. 30 Turnvereinsmitglieder im heutigen Stadtcafé mit dem Ansinnen, das Feuerlöschwesen zu verbessern. Mit der Gründung der "Turnerfeuerwehr" entstand neben der allgemeinen Pflichtfeuerwehr die "Freiwillige", die bereits am 18. August 1873, morgens 3 Uhr, nach Kemmlitz gerufen wurde. Dankesworte im "Mügelner Wochenblatt" der Gemeinde Kemmlitz zeugen von der Tüchtigkeit der jungen Turner und der glanzvoll bestandenen Bewährungsprobe bei der Löschung des Brandes der Schmiede.
In den folgenden Jahrzehnten bekämpften die Kameraden vor allem Scheuen-, Speicher- und Hausbrände, die sehr häufig und heftig vorkamen, sowie oft tagelangen Löscheinsatz erforderten.

Ausrüstung und Technik

In Etappen entwickelte sich die technische Ausrüstung der Wehr von der Handruckspritze bis zu den 1935 / 1936 angeschafften Überlandlöschfahrzeug mit 1000-l-Spritze und Mannschafts-transportwagen. Vor 25 Jahren bestand die Ausrüstung aus einem Löschfahrzeug LF 8 mit Tragkraftspritze TS 8 und Schlauchtransportanhänger STA, LF 12 Hansa Lloyd mit TS 8 und einer 16-m-Anhängeleiter. In den Jahren 1979 erhielt die Mügelner Wehr ein LF 16 (S4000), 1987 ein TLF 16 (S4000) und ein LF 16 (W50), 1990 - TLF 16 (W50), 1992 - VRW (Fiat), 1993 - GWG (LO), 1994 - ELW (B1000), 1997 - GWG (MB) und 1999 - ELW 1 (VW).
Leitung und Entwicklung bis zum heutigen Stand
1873 mit ca. 30 Kameraden aus dem Turnverein hervorgegangen, übernahm die Verantwortung der "Freiwilligen" Carl Perwitzschky, 1875 - Fedor Strahmer, 1877 - Carl Zaspel, 1878 - Carl Hanisch, 1885 - Johann Däbritz, 1897 - Paul Müller, 1929 - Martin Bergmann, 1932 - Hermann Ehlert, 1939 - Martin Baßler, 1945 - Kurt Kohl, 1946 - Walter Schumann, 1962 - Arnd Naake, 1977 - Christian Diebold und ab 1982 bis zum heutigen Tage Harald Naake.
Nach 1945 wurde die Feuerwehr durch die sowjetische Besatzungsmacht aufrechterhalten. Anfang 1947 übernahm das Land Sachsen alle Kosten und Belange des Feuerlöschwesens. Ausrüstung, Gebäude und Grundstücke der Wehren gingen formlos an das Land Sachsen über und wurden 1949 zum Volkseigentum erklärt. Städte und Gemeinden waren damit der materiellen Verantwortlichkeit entbunden, disziplinarisch blieben die Wehren allerdings den Bürgermeistern unterstellt. Für die Herausgabe von Dienst- und Ausbildungsvorschriften sowie die Kontrolltätigkeit war das Ministerium des Innern der damaligen DDR zuständig.
Mit der Einführung von bundesdeutschem Recht nach dem Zusammenbruch der DDR bekamen nunmehr wieder Städte und Gemeinden die personelle und materielle Verantwortung für den Brandschutz übertragen. Der Aufgabenbereich der Wehren hat sich nach der Wende ebenfalls entscheidend verändert. Neben der traditionellen Brandbekämpfung sind Aufgaben der technischen Hilfeleistung u.a. nach Verkehrsunfällen zu übernehmen.
Auch personell hatte der 2. Weltkrieg große Lücken in der Mügelner Wehr hinterlassen. Notdienstverpflichtete Mädchen und Jungen erfüllten anfangs die Aufgaben des Brandschutzes. Nach und nach traten neue Mitglieder an die Stelle der aus dem Krieg nicht heimgekommenen Kameraden. Im Jahr 1973 wurde die Frauengruppe der Wehr gegründet. Bereits ab den 60-iger Jahren begann die Tätigkeit der AG Junge Brandschutzhelfer, die ab 1990 unter der Bezeichnung Jugendfeuerwehr Mügeln weitergeführt wurde. Die Einsatzabteilung ist 40 Mitglieder stark. Desweiteren gehören 9 Kameradinnen der Frauengruppe, 25 Mitglieder der Jugendfeuerwehr, 5 Mitglieder der Altersabteilung und 18 Ehrenmitglieder zur Mügelner Wehr.
Zur Bekämpfung zahlreicher Feld-, Scheunen und Wohnungsbrände, in letzten Jahren auch in Folge schwerer Verkehrunfälle erfolgten u. a. folgende Einsätze: Juli 1948 - Großbrand in der Titan-GmbH, Oktober 1960 - Spielwarenabteilung VEB VARIA, April 1969 - Lehrlingswohn-heim VE Gut Mügeln, 1973 Brand im Sozialgebäude des Mügelner Bahnhofes, Neujahr 1978 - Kohleanzünderwerk Oschatz, 1978 / 79 Scheunenbränden in Casabra und Oetzsch, 1989 Brand der Mügelner Feldscheune, November 1993 - Gaststätte am Horstsee Wermsdorf, Dezember 1996 - Scheune in Schrebitz, November 1997 - Scheune in Mügeln. Bei der Bekämpfung des großen Waldbrandes im Kreis Weißwasser 1992 halfen Kameraden der Mügelner Wehr ebenfalls mit, ebenso beim Kampf gegen schwere Hochwasser und damit verbundenen Folgen in der Mügelner Region. Eine ganze Reihe böswilliger Fehlalarmierungen gehören weiterhin zur Statistik.
Erinnerung und Freude: Endlich ein neues Feuerwehrgerätehaus
Im Jahr 1934 erhielt die Freiwillige Feuerwehr Mügeln das bislang genutzte Feuerwehrgeräte-haus. Ein angrenzender Schuppen des Gerätehauses wurde inbegriffen eines Eigenleistungs-betrages von 10.000,- Mark zum Schulungsraum ausgebaut, 1973 erfolgte der Ausbau einer Kleiderkammer ebenfalls in Eigenleistung. 1983 / 84 wurden der Schlauchturm und die Außenfassade saniert.
Erste Anläufe zu einer Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses reichen bis in das Jahr 1971 zurück. In den Zeiten der Planwirtschaft blieben jedoch vielfache Bemühungen ohne Erfolg. Endlich ist es soweit: bei strahlendem Sonnenschein vollzieht Bürgermeister Deuse am 12. Oktober 1996 den ersten Spatenstich zum Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses. Im März 1997 wird dem Rohbau bereits die Richtkrone aufgesetzt. Die feierliche Übergabe der Einrichtung anläßlich des 125 Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr Mügeln wird somit als eines der bedeutendsten Ereignisse in die Geschichte der Mügelner Feuerwehr eingehen. Doch ein Haus wird erst lebendig durch seine Benutzer. Allen Kameradinnen und Kameraden für die geleistete Arbeit einen herzlichen Dank und für die Zukunft bei bester Gesundheit erfolgreiche Übungen, doch möglichst wenige Einsätze.
Das neue Feuerwehrgerätehaus in Kürze
In ca. eineinhalb Jahren Bauzeit, unter Beteiligung von 30 Firmen entstanden:
Fahrzeughalle mit 3 Stellplätzen, Waschhalle, Lagerraum und Werkstatt, Sanitäre Ein-richtungen, Schulungsraum für 82 Personen, Halbturm mit Übungswand, ca. 100 m² Wohn-fläche, Außenanlage mit 43 Stellplätzen.
Die Gesamtkosten betrugen 3 Millionen DM (geplante Kosten 3,65 Millionen DM) bei 30 % iger Förderung.