Online-Chronik der Stadt Mügeln
 

 

Rathaus und Stadtoberhäupter von Mügeln


Vom Rathaus

Wo dieses Rathaus seine porphyrgekrönten, wehrhaften und trutzigen Zinnen emporreckt, stand vor 850 Jahren die Vogtei eines Vorwerks. Das Ackerland lag vor dem Oschatzer Tore und ward Lehnhufe oder Gülde – Hufe genannt. Besitz und Gestalt dieses sogenannten „Hauses“ haben mehrfach gewechselt.
Agnes, die Witwe Kaiser Heinrich IV., schenkte es 1063 dem Stifte Meißen unter Bischof Bruno zum Heile ihrer Seele wie der des Gatten und und ihres Sohnes Heinrich. Dieses besaß das Recht der Nutznießung, während der Kaiser durch die Markgrafen von Meißen die Obergerichtsbarkeit ausüben ließ.
Konrad der Große und die Großen von Brehne setzten als Präfekten in die Vogtei die Herren von Mogelin. Als erster genoss Sifridus von Mogelin die Einkünfte dieses Rittersitzes statt einer Besoldung für geleistete Mannendienste. Die Besitzung wurde erblich. Dann werden genannt Gerbrand von Mogelin (1198), Seyfried von Mogelin (1216) und Seyfried von Mugelin (1228 – 59).
Nach diesem letzten der müglischen Nobiles wurde ein Anverwandter, Heinrich von Colditz, mit der advocatia und der Vogtei nebst der Gülde – Hufe beliehen.
1278 trat eine Veränderung ein: Die Grafen von Brehne traten die hohe Gerichtsbarkeit an den meißnischen Bischof Withigo I. ab. Aus dem belehnten gräflich Brehnischen wird ein belehnter bischöflicher Erb- und Obergerichtsvogt.
Nach dessen Sohne, Heinrich dem Jüngeren, wurde 1337 ein Verwandter und Erbe, Conrad von Rochlitz, Besitzer des Hauses und der Lehnhufe von Mügeln. 1350 schenkte dieser das Rittergut in der Stadt, nämlich Haus und Lehnhufe, zur Kapelle der Heiligen Barbara im Schlosse Mügeln. 1395 erhob Bischof Johann III. von Kittlitz das alte Vogteihaus
zum Rathaus von Mügeln,
vererbe es der Bürgerschaft, setzte den Ratsstuhl ein und verlieh der Stadt das Stiftswappen.
Obwohl das Rathaus im 18. und 19. Jahrhundert großen baulichen Veränderungen unterworfen wurde, ist die Grundstruktur gewahrt worden. Auch ein verheerender Brand hat vor rund 200 Jahren das Rathaus heimgesucht. Die letzte Umgestaltung der Fassade erfolgte im Zuge der Arbeitsschlacht von 1933. Nun steht es gleich einer Stadtwehr und versinnbildlicht den deutschen Glauben an die Kraft und den Willen des erwachten Vaterlandes.
(Von Maximilian Weber; im Stadtanzeiger Nr. 6/1935)

Hier noch einige Eckdaten vom Rathaus:

• 1395 - Bischof Johann III. schenkt der Stadt sein Gutshaus als Amts- bzw.
Rathaus
• 1882/1883 - Neubau des Rathauses
• 1934 - Einzug der Girokasse in den bis dahin existierenden Ratskeller
• 1997 - Einweihung des im Erdgeschoss des Rathauses (ehemals Sparkasse) neu entstandenen Bürger- und Ratssaales


Mügelns Stadtoberhäupter

Die Stadtoberhäupter von Mügeln, sind seit den Zeiten anzusetzen, da der deutsche Kaiser in Kriegs- und Mannendiensten erprobten Soldaten anstelle einer erforderlichen Belohnung Ländereien vererbte, deren Einkünfte sie genossen. Diese Präfekten oder advokati waren Obergerichts- und zugleich Stadtbeamte. Nach dem Orte ihres Aufenthaltes und Wirksamkeit nannten sie sich bei uns die “Herren von Mogelin“

Sigfridus de Mogelin er wird 1161 in der an die Kapelle St. Egidii in Meißen als Zeuge genannt. Er setzt seinen Namen unmittelbar hinter den des advocatus von Meißen.

Gerbrand von Mogelin er wird 1198 bei dem Landding am Collm genannt.

Sehfried von Mogelin er wird 1216 in einem Vergleiche zwischen Markgraf Dietrich, der Stadt Leipzig und der Ritterschaft genannt; er war 1218 und 1220 auf dem Collmer Landding zugegen; seinen Rang hatte er gleich nach den Burggrafen; in einem Konfirmationsbrief wird er als „nobilis“ vir Sifridus de Mugelin“ (= der edle Herr S. v. M.) bezeichnet.

Sehfried von Mugelin (jun.) er wird 1228 als Zeuge bei der Schenkung des Dorfes Tutendorf an das Kloster Buch angeführt; dort wird er als Sifridus de Mugelin bezeichnet; 1232 war er bei der Belagerung des Schlosses Mildenstein (Leisnig) dabei; und 1233 tagte er mit in Colmnitz. 1241 stiftete er das Nonnenkloster des Benediktiner-Ordens Marienthal in Sornzig. Den Festenberg mit Burg und Kapelle „Ursula“ hat er bebaut. Er ist der einflussreichste und wohlhabendste Präfekt gewesen; er wie seine Vorgänger wird unter laicos nobiles gerechnet; um 1259 ist er gestorben.

Heinrich von Colditz er wurde um 1265 als ein Anverwandter der Sigfriede vom Grafen zu Brehne mit der advokatia, dem Lehnshause und der Gilde-Owe belehnt; unter ihm vollzog sich der Besitzwechsel; der brachte es mit sich, dass er vom Gräflich Brehnischen zum Bischöflichen Erb- Obergerichtsvoigt und Stadthauptmann hinüber wandelte.

Heinrich der Jüngere von Colditz wohl seit 1309 an hat er die Nachfolge in der advocatia übernommen; er mag 1345 seine Tage im Kloster Altenzella beschlossen haben.

Conrad von Rochlitz war der letzte bischöfliche Obergerichtsherr in Mügeln; er übereignete zu eifrigen Gedenken an seine Frau Jutta die Besitzung der Schlosskapelle zur Heiligen Barbara; so geschehen 1350.

Albrecht und Czenko von Donn hatten als bischöfliche Hauptleute bis 1395 ihres Amtes gewaltet


1396, „am Sonntage nach unserer lieben Frauen tage Wurtzewihe“, ging durch Bischof Johannes III. von Kittlitz Gnaden das Vogteihaus und die Lehnhufe erstmalig in die Hände müglischer Bürger über. Im Zusammenhange mit der Erhebung des Rittersitzes oder Gerichtsgebäudes zum Rathaus von Mügeln, mit dessen Vererbung an die müglische Bürgerschaft, mit dem Einsetzen des Ratsstuhles und der Verleihung des Stiftwappens an die Stadt dürften die nunmehr belehnte Bürger als erste

Bürgermeister der Stadt Mügeln

anzusprechen sein.


Hanns Moller, Petyr Moller 1396, Gebrüder, auch Hans und Petir Mölner geschrieben.

1405 werden Bürgermeister und Ratleutein einer Urkunde des Bischofs Thimon von Colditz genannt.

Peter Lutzschan Er wird eingangs der Urkunde von 1416, die Willkür der Geräte
und Herrgeräte betreffend, aufgeführt mit dem Zusatz„ Oh tzeit Bürgermeister zw Mogelin“

In vorhandenen Urkunden von 1425, 1453, 1459, 1482 werden
immer nur allgemein Bürgermeister, Ratmannen und Gemeine
der Stadt ohne Nennen von Namen aufgeführt.

Hanns Schuster 1563 – 1573

Benedikt Kussing (auch „ü“ geschrieben), 1574 – 1582, verstorben 1583.

Wolff Plännitz (auch Plawnitz geschrieben) 1574

Peter Naumann 1582 – 1587

Wolff Kunath der Ält. 1582 Stadtrichter, verstorben 1603.

Georg Thamm 1582, von Beruf Fleischhauer, daneben Viertelsmeister, verstorben 1637 als eines der 596 Opfer der wütigen Pest in der Stadt.

Clemens Hetzschel 1597, verstorben 1608.

Peter Medenigk 1597, verstorben 1616.

Georg Hentzschel Bis 1605, verstorben 1613.

Johann Voigtländer 1605 – 1626, verstorben 1629.

Wolff Kunath der Jüngere 1605 – 1630, verstorben 1633.

Balthasar Klessig 1612, verstorben 1637, im Jahre der „bösen Siebene“

Valtin Zschennewitz 1630, verstorben 1637, im Pestjahre.

Blasius Thamm Verstorben 1637, Opfer der Pest.

Johann Hentzschel 1636, verstorben 1640.

Andreas Schmidt 1637, von Beruf Schneider, verstorben 1668 (88 Jahre alt).

Johann Däwritz Um 1638, verstorben 1658.

Jacob Klessig 1639, verstorben 1643.

Christoph (orus) Hoffmann 1640, Amt- dann Stadtschreiber, verstorben 1654.

Erasmus Tieffenthal (auch Tiefthal, 1647, nicht in Mügeln gestorben.

Andreas Schmidt 1672, verstorben 1678.

Georg Fiedler …..… verstorben 1681.

Johann Georg Klessig Um 1674, verstarb 1687 im Alter von 64 Jahren.

Esaias Crutziger 1682, vorher, 1668 kurfürstlicher sächsischer Amts- und Steuereinnehmer, verstorben 1687.

Johann Christian Tauber ………verstorben 1692.

Johann Naumann ………verstorben 1698.

Johann Michael Nollau, Wolfframsdorf Gerichtsaktuarius, 1698 Stadtschreiber, wohl nur 2 Jahre
Bürgermeister, starb mit 38 Jahren 1700.

Georg Müller 1707, Kauf- und Handelsmann, verstarb 1723, er wurde 59 Jahre alt.

Johann Böhle Übernahm 1673 die Schuhknechtsherberge, starb 1711, 84 Jahre alt

Johann Georg Fiedler 1703 dem Böhle adjungiert, starb 75 Jahre alt als consul emeritus 1726

Christoph Kirsten 1707 Senior des Ratskollegiums, starb 73 Jahre alt 1713

Johann Rudolph Naumann ………, 1710 noch Landrichter, starb 1726 mit 69 Jahren.

Christoph Wolf ………, starb 1730 mit 57 Jahren

Christian Barthal Schweitzer ………, Stadtrichter, Handelsmann, starb 1732 mit 82 Jahren.

Christian Müller 1727, verstarb 1758.

Johann Andreas Freiberg ………, verstarb 1765.


Johann Heinrich Springsfeld Seit 1755 Vize-Bürgermeister, Stadtrichter, starb als Erb-
Lehn- und Gerichtsherr zu Polkenberg.

Caspar Friedrich Postel Apotheker, starb als Bürgermeister 1767.

Johann Christian Locke 1768, Wollenweber, verstarb 1780.

Gottfried Salomon Viehweg 1768, Weißgerbermeister, verstarb 1788.

Johann Gottfried Ragewitz 1783, auch 1791, erst Stadtrichter, in der Kantorei ein
„ sonderlich guter Vokal-Musikus“, verstarb 1796.

Johann Andreas Gotthardt 1791, Lohgerbermeister, verstarb 1793 als regierender Bürgermeister.

Johann Andreas Holzhaußen 1794, Ober- und Fürmeister in der Fleischerinnung,
starb 1798 als Bürgermeister.

Johann Gottfried Diecke 1796, Stadtsteuereinnehmer, 1816 beim Tode seiner Frau noch
„ regierender“ Bürgermeister, sein Haus mit dem Sandsteinportal und dem giebelförmigen Aufsatz steht in der Schlossstraße.

Johann Paul Barth 1800, wird 1821 beim Tode seiner Frau als „gewesener“ Bürgermeister bezeichnet, verstarb 1837.

Christoph Benjamin Burkhardt 1803, verstarb 1809 als „regierender“ Bürgermeister.

Carl August Helbig 1806 Stadtrichter, Bürgermeister 1814, starb nicht in Mügeln.

Chr. Friedrich Zeißig 1820, Handelsmann, verstarb 1832.

Carl Gottlieb Barth 1826 – 1851, Weißbäcker, starb mit 77 Jahren als Bürgermeister.

Carl August Schurig 1852 – 1871, Kauf- und Handelsherr, starb 1876 mit 74 Jahren.

Carl Heinrich Thieme 1872 – 1876, gebürtig aus Reckwitz, Kassierer des Kredit-
vereines, starb 1877 mit 52 Jahren.

Adam Friedrich Kupfer 1877 – 1885, geb. 1823 in Ebersbach bei Lausick, gest. 1885 in Gaudlitz.

Karl Heinrich Theodor Börngen 1886 – 1921, Baccalaureus, Rechtsanwalt und königlich sächs.

Eduard Arno Kern 1922 – 1933, Jurist, verzog nach Leipzig.

Wolfgang Börngen Bürgermeister-Stellvertreter 01.08.1933 – 31.01.1934; wurde darauf als Bürgermeister nach Radeburg berufen.

Ernst Max Albrecht 01.02.1934 - 31.01.1940

Hermann Schmidt Febr. 1940 – März 1940 (kommissarisch eingesetzt)

Herbert Thümmel Febr. 1940 –