Grauschwitz ist durch eine Verwaltungsreform 1936 aus den bis dahin selbständigen Gemeinden Obergrauschwitz und Niedergrauschwitz, sowie dem Rittergutsbezirk Niedergrauschwitz entstanden. Bis zu diesem Jahr sollen im Folgenden diese Ortsteile auch getrennt betrachtet werden.
Obergrauschwitz: Die gewannähnlichen Streifenfluren geben den Hinweis auf die slawische Besiedlung und die einsetzende deutsche Kolonisation. So entstand an der heutigen Straße Ablaß-Göttwitz ein Weiler, der, wie das Kartenbild von 1839/40 deutlich zeigt, von Drei- und Vierseithöfen bestimmt wird. Eine urkundliche Ersterwähnung ist schwer zu datieren, da in manchen Urkunden zwischen Ober- und Niedergrauschwitz unterschieden wird, in anderen aber nur Grauschwitz genannt wird. Die ältesten Hinweise beziehen sich auf Personen und somit sicherlich auf die edlen Herren von Niedergrauschwitz, die Vorfahren der Rittergutsbesitzer. So wird erstmals 1206 ein 'Thitmarus de Gruzwiz, 1308 ein Gerhardus de Grusenicz genannt. 1378 ist von Gros Griczewicz und 1528 von Obergraußwitz die Rede. Die Deutung des Ortsnamens ist nicht ganz sicher und bezieht sich auch auf Niedergrauschwitz. Es ist möglich, daß "Grusovica" das Wort "grusa" = Birne, Birnbaum zugrundeliegt (es wäre denkbar, denn in unserer Heimat ist auch der Familienname Birnbaum recht häufig). Der Name läßt auch noch andere Deutungen zu. Vergleich mit verschiedenen slawischen Sprachen deuten auf "gruch"=Lärm, "gruchot"=Krach, "gruh"= Steingeröll, "gruh"=kleine Steine. Namen wie Gruso vica konnten auch alte Flurnamen darstellen, die etwa "Stelle, wo beim Betreten des Bodens ein Geräusch (Knirschen) hörbar wird.
Die Entwicklung der Einwohnerzahlen stellt sich so dar:
1551/52 : 69 (9 besessene Mann x7, 6 Inwohner), 11 Hufen Land
1764 : 56 ( 8 besessene Mann x7), 11 Hufen Land
1834 : 102
1871 : 106
1890 : 94
1900 : 91 in 18 bewohnten Häusern incl. Einzelgehöft "Das Reich" .
1910 : 86
1925 : 116
Später erfaßte Einwohnerzahlen beziehen sich auf "Gesamt-Grauschwitz".
Verwaltungsmäßig gehörte Obergrauschwitz 1378 zum castrum Grimma. Das war ein seit dem 12. durch einem markgräflichen Vogt geleiteter Verwaltungsbezirk. Seit dem 15. Jahrhundert wurden an ihrer Stelle die Ämter geschaffen und Obergauschwitz kam 1552 zum Schulamt Meißen. Das Schulamt war nach der Auflösung verschiedener Klöster zur Verwaltung deren Besitzes geschaffen worden, bestand bis 1816 und wurde dann mit dem Erbamt Meißen vereinigt. 1843 kam Obergrauschwitz unter die Verwaltung des Amtes Mügeln mit Sornzig, 1856 zum Gerichtsamt Wermsdorf. Diese Gerichtsämter wurden nach der neuen Ämterverfassung von 1855 für Justiz und Verwaltung geschaffen. Durch die Einführung der Amtshauptmannschaften ab 1873 entstand eine neue Verwaltungsstruktur und Obergrauschwitz kam 1875 zur Amtshauptmannschaft Oschatz. Daraus entwickelte sich in den 30er Jahren der Landkreis. Grundherrschaftlich war Obergrauschwitz ein Amtsdorf, d.h. der Landesherr war gleichzeitig Grundherr. So unterstand Obergrauschwitz von 1552 bis 1764 der Vogtei Schrebitz. 1900 umfaßte die Obergrauschwitz Flur 180 ha. Im Zuge der Reformation fanden evangelische Kirchenvisitationen statt, die die Parochien festlegten. Obergrauschwitz wurde nach Ablaß eingepfarrt. Das war auch mit dem Schulbereich übereinstimmend. Niedergrauschwitz unterscheidet sich in der Siedlungsform von Obergrauschwitz. Es ist ein Reihendorf, das sich an der Straße nach Liptitz angesiedelt hat, von dem ein Zeilendorfteil abzweigt. Im Siedlungsbild spielte das Rittergut eine besondere Rolle. Neben den üblichen Block- und Streifenfluren traten im Niedergrauschwitzer Bereich auch die Gutsblockfluren auf. 1900 umfaßte die Gemarkung 142 ha. Davon entfielen rund 130 ha auf das Rittergut. Die urkundliche Erwähnung und Namensdeutung wurde bereits bei Obergrauschwitz beschrieben.
Ergänzt sei hier, daß 1529 der Name Niedergraußwitz erstmals auftaucht.
Die Einwohnerzahlen entwickelten sich folgendermaßen:
Die Einwohnerzahlen entwickelten sich folgendermaßen:
1548/52 : 76 (9 besessene Mann x7, 13 Inwohner), 3 Hufen Land
1764 : 78 (9 besessene Mann x7, 2 Gärtner x5, 1 Häusler x5)
1834 : 135
1871 : 171
1890 : 120
1900 : 111 in 26 bewohnten Gebäuden
1910 : 128
1925 : 123 Nach der nächsten Volkszählung war Grauschwitz bereits vereint.
1939 : 217
1946 : 329
1995 : 173
Verwaltungsmäßig gehörte Niedergrauschwitz 1445 zur Pflege Grimma, ab 1548 zum Amt Grimma, ab 1856 zum Gerichtsamt Wermsdorf und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Oschatz. Grundherrlich gehörte Niedergrauschwitz zum Rittergutsbezirk. Es war kirchlich und schulisch Ablaß zugeordnet.